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Diagnostik und Behandlung des Analekzems

8. Juli 2005 - Dr. Jens Meyer

Die Neurodermitis (atopisches Ekzem) ist eine chronische, schubweise verlaufende Hauterkrankung mit genetischem Hintergrund. Vererbt wird die Veranlagung zur Entstehung von Hautveränderungen, die Ausprägung ist jedoch von vielfältigen Faktoren (z.B. Allergien, Pseudoallergien, Besiedelung der Haut mit Bakterien, psychische Faktoren) abhängig. Bei Jugendlichen oder Erwachsenen findet sich an den typischen Stellen (Ellenbeugen, Kniekehlen, Handgelenke und Nackenregion) gelegentlich nässende, meist jedoch schuppende und gerötete Haut. Im späteren Verlauf sieht man zusätzlich eine Vergröberung der Hautfelderung an den stark betroffenen Regionen. Neben den typischen Regionen kann grundsätzlich jede Stelle des Körpers, so auch der Bereich des Darmausganges und der Gesäßfalte (Perianalbereich), von einem atopischen Ekzem betroffen werden. Darüber hinaus kommen außer einer Neurodermitis noch weitere Hauterkrankungen in Betracht, die ähnliche Symptome im Perianalbereich verursachen können.

Das Analekzem - vielfältige Auslöser können ähnliche Beschwerden auslösen

Die Haut reagiert im Gebiet um den Darmausgang herum auf verschiedenste innere oder äußere Einflüsse zumeist nur mit den typischen Beschwerdenbildern Rötung, Nässen, Juckreiz oder Brennen, weshalb die Suche nach der zugrundeliegenden Ursache oft eine ausführliche Befragung des Patienten und eventuell zusätzliche Testungen erfordert. Allgemein werden die genannten Symptome der Haut im Perianalbereich zunächst als Analekzem bezeichnet, da eine nähere Einordnung aufgrund der klinischen Erscheinungen oft nicht möglich ist. Hinsichtlich der Dauer der Erkrankung unterscheidet man zwischen plötzlich auftretenden akuten und seit langem bestehenden chronischen Beschwerden.

Die Schuppenflechte (Psoriasis) betrifft in typischen Fällen vor allem die Haut über den Kniescheiben und den Ellenbögen sowie die behaarte Kopfhaut. Zumeist findet man scharf begrenzte und gerötete, etwas erhabene Herde mit festhaftender, silbrig-glänzender Schuppung. Neben dem klassischen Befallsmuster kann die Psoriasis zusätzlich Hautveränderungen in der Gesäßfalte und der Perianalregion verursachen. In seltenen Fällen kann ein Befall z.B. der Achselhöhlen und der Gesäß-/Perianalregion auch der einzige Befund einer Schuppenflechte sein, man spricht dann von einer "Psoriasis inversa".

Eine häufige Ursache des Analekzems sind vergrößerte Hämorrhoiden, deren Feinverschlussfunktion nicht mehr intakt ist. Hierdurch kommt es zu einer permanenten Befeuchtung und damit Reizung der empfindlichen Perianalhaut. Bei chronischen Analekzemen sollte daher eine Proktoskopie zur Untersuchung der Hämorrhoiden durchgeführt werden und gegebenenfalls eine Therapie des Hämorrhoidalleidens eingeleitet werden. Auch chronischer Durchfall oder anale Inkontinenz können zu einer Überlastungsreaktion der Haut führen. Darüber hinaus wirken übertriebene Analhygiene mit zu häufigem Reinigen, häufiges Schwitzen z.B. bei Übergewicht sowie sitzende Tätigkeiten begünstigend für die Ausbildung eines Analekzems. Liegt ergänzend zu den genannten Faktoren noch eine Neigung der Haut zur Ausbildung einer Neurodermitis oder einer Schuppenflechte vor, können die Beschwerden zusätzlich verstärkt werden. Auch eine Besiedelung der Haut mit Bakterien oder Pilzen kann zur Zunahme eines vorbestehenden Ekzems führen.

Diverse Stoffe in Hautpflegemitteln, medizinischen Salben oder Cremes, Intimsprays oder Feuchttüchern sind in der Lage, eine Kontaktallergie auszulösen. Das klinische Bild zeigt je nach Dauer der Beschwerden Nässen bzw. Schuppung auf geröteter Haut im Bereich der "behandelten" Areale. Zusätzlich können aber auch scheinbar unbeteiligte Regionen im Rahmen von Abklatsch- oder Streuphänomenen betroffen sein. Die Zahl der möglichen Auslöser einer Kontaktallergie ist groß und reicht von "normalen" Inhaltstoffen wie Duft- oder Konservierungsstoffen bis hin zu speziellen Wirkstoffen medizinischer Therapeutika. Bei Letzteren ist vor allem der Wirkstoff Bufexamac zu nennen, welcher als entzündungshemmende Substanz z.B. in einigen Hämorrhoidalsalben enthalten ist. Um beim allergischen Kontaktekzem den auslösenden Stoff herauszufinden, führt der Hautarzt einen Allergietest durch, den sogenannten Epicutantest (Läppchentest).. Wenn das auslösende Allergen identifiziert werden kann, sollte der entsprechende Stoff konsequent gemieden werden, auch im Bereich anderer Körperregionen.

Alle genannten Ursachen von Hautveränderungen im Bereich der Gesäßfalte und der Perianalhaut können mit starkem Juckreiz (Pruritus) einhergehen. In einigen Fällen findet sich der Juckreiz jedoch als einziges Symptom ohne jegliche weitere Hautveränderungen (Pruritus sine materia). In diesen Fällen kann die Identifizierung des zugrundeliegenden Auslösers sehr schwierig sein bzw. erfolglos verlaufen, da neben Erkrankungen der Haut auch eine Vielzahl internistischer Erkrankungen sowie psychische Faktoren zu berücksichtigen sind.

Neue Behandlungsmöglichkeiten - möglichst schonend

Die Behandlung des Analekzems richtet sich im Wesentlichen nach Art und Ausprägung der Symptome sowie nach der zugrundeliegenden Ursache, es können daher keine allgemeinen Therapieempfehlungen gegeben werden. Zur Festlegung einer individuellen Behandlungsstrategie ist eine persönliche Vorstellung beim Hautarzt und/oder beim Proktologen unerlässlich.

Neben dem Einsatz des erforderlichen Wirkstoffes kommt vor allem der Wahl der geeigneten Grundlage eine wichtige Bedeutung zu. Bewährt haben sich vor allem flüssige Cremegrundlagen, Zinkschüttelmixturen, Pasten oder Sitzbäder. Salben oder Fettsalben sind wegen des möglichen Effektes einer "Abdichtung" der Haut mit daraus resultierender Verschlimmerung der Beschwerden weniger geeignet. Bakterien und Pilze können mittels eines mikrobiologischen Abstriches auf speziellen Nährböden angezüchtet und identifiziert werden, wodurch eine gezielte Therapie ermöglicht werden kann.

Häufig werden in der Behandlung von Hautveränderungen im Gesäß- und Perianalbereich äußerlich anzuwendende Kortisonpräparate eingesetzt. Diese stehen in den Wirkstärken 1 bis 4 (schwach bis sehr stark) zur Verfügung. Die äußerliche Kortisontherapie ist stets nur eine zeitlich begrenzte Maßnahme. Der Hautarzt kann das Nebenwirkungsrisiko wie z.B. eine Verdünnung der behandelten Hautschichten gering halten, indem er Kortison nur in Intervallen einsetzt. Ein zu plötzliches Absetzen der Kortisonbehandlung ist zu vermeiden, da es sonst zu einem Wiederaufflammen der Hautveränderungen kommen kann, dem sogenannten "Rebound-Effekt". Daher sollte bei längerer Therapiedauer durch einen Wechsel auf die nächstschwächere Gruppe oder durch eine langsam abnehmende Anwendungshäufigkeit die Behandlung "ausschleichend" beendet werden. Als Alternative zu kortisonhaltigen Cremes stehen mittlerweile auch kortisonfreie Salben mit antientzündlichen Wirkstoffen (sog. Calcineurinhemmer) zur Verfügung.

Weiterführende Informationen zur Diagnostik und Behandlung von Hämorrhoiden und anderen Erkrankungen des Enddarmes bietet die Website www.proktologie.info.

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