Sollten Kinder mit erhöhtem Allergierisiko allergenarm ernährt werden – oder ist diese Vorsichtsmaßnahme überflüssig? Bei der Beantwortung dieser Frage ist der Zeitpunkt entscheidend: In den ersten vier Lebensmonaten bringt allergenarme Ernährung, also Muttermilch oder hypoallergene Säuglingsnahrung, einen klaren Vorteil1. Ab dem fünften Monat dürfen die Kleinen auch Beikost erhalten. Dabei sollten sich Mütter an die Empfehlungen der deutschen Ernährungskommission halten.
Kinder aus Allergikerfamilien haben ein erhöhtes Risiko, ebenfalls eine allergische Erkrankung zu entwickeln. Experten empfehlen, diese Kinder ebenso wie Kinder ohne erhöhtes Allergierisiko mindestens vier Monate voll zu stillen. Wenn dies nicht möglich ist, sollten sie mit einer hypoallergenen Säuglingsnahrung, einer so genannten HA-Nahrung, mindestens bis zum Ende des vierten Lebensmonats (zu-) gefüttert werden. „Erst danach mit einer HA-Nahrung zu beginnen, hat zumindest aus allergologischer Sicht wenig Sinn. Denn das Zeitfenster, in dem eine allergenreduzierte Ernährung einen günstigen Einfluss auf das Allergierisiko nehmen kann, scheint auf die ersten vier bis sechs Lebensmonate begrenzt zu sein“, erklärt Dr. Andrea von Berg, Leiterin des Forschungsinstituts zur Prävention von Allergien und Atemwegserkrankungen im Kindesalter, im Marien-Hospital Wesel.
Ob eine HA-Nahrung in diesem entscheidenden Zeitraum tatsächlich eine vorbeugende Wirkung bei Kindern mit Allergierisiko hat, haben Wissenschaftler in zwei Metaanalysen untersucht. Dazu haben sie alle seriösen Studien zur Wirksamkeit hypoallergener Säulingsnahrung kritisch betrachtet. Das Ergebnis: Im Vergleich zu herkömmlicher Säuglingsmilch auf Kuhmilchbasis kann hypoallergene Nahrung das Risiko für Neurodermitis bis zu 50 Prozent senken. Das gilt jedoch nicht für jede HA-Nahrung gleichermaßen. Von Berg: „Wir haben in Studien festgestellt, dass das Verfahren, mit dem das Milcheiweiß in kleine Bausteine zerlegt wurde, für die Wirksamkeit der HA-Nahrung entscheidend ist. Da für Eltern die Beurteilung der allergievorbeugenden Wirksamkeit einer HA-Nahrung schwierig ist, sollten sie sich von ihrem Kinderarzt beraten lassen.“
Anders als noch vor wenigen Jahren vermutet, ist eine hypoallergene Ernährung nach dem vierten Lebensmonat nicht mehr notwendig. Jetzt kann und sollte sich das kindliche Immunsystem allmählich auch mit verschiedenen Nahrungsmitteln auseinander setzen. Die Fachgesellschaften für Allergologie und Kinderheilkunde empfehlen bei Kindern mit und ohne erhöhtem Allergierisiko nach dem vierten bis sechsten Monat mit dem Zufüttern von Beikost zu beginnen. Dabei dürfen im Sinne einer ausgewogenen Ernährung auch Lebensmittel eingeführt werden, die nach früheren Empfehlungen im ersten Jahr vermieden werden sollten, wie beispielsweise Fisch. Vor dem fünften Monat damit zu beginnen, ist aus allergologischer, aber auch aus ernährungswissenschaftlicher Sicht nicht sinnvoll.
Weitere Informationen für Eltern allergiegefährdeter Kinder enthält der Ratgeber „Allergieprävention und Ernährung“. Er ist kostenlos und kann postalisch oder im Internet bei der Deutschen Haut- und Allergiehilfe bestellt werden: DHA e.V., Heilsbachstraße 32, 53123 Bonn, www.dha-allergien-vorbeugen.de. Auf der Internetseite steht außerdem die aktuelle Fassung der offiziellen Leitlinien zur Allergieprävention zum kostenlosen Download zur Verfügung.
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