Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut in Berlin rät alle empfohlenen Impfungen auch bei Kindern mit Neurodermitis unbedingt durchzuführen: "In wissenschaftlichen Untersuchungen wurde kein Zusammenhang zwischen einer Impfung und der Verschlechterung einer Neurodermitis festgestellt. In Einzelfällen kann sich ein Ekzem nach einer Impfung auch verschlechtern. Dies ist allerdings durch das allgemein phasenhaft, in Schüben, verlaufende Krankheitsbild der Neurodermitis erklärbar. Ebenso werden nach Impfungen Besserungen der Hautsymptome beobachtet, die aber ebenfalls nur in einem zeitlichen, nicht aber in einem kausalen Zusammenhang mit dem Verlauf der Neurodermitis stehen."
Außerdem ist es ja so, dass die Komplikationen einer Erkrankung (Hirnhautentzündung, Lungenentzündung, und andere), die durch eine Impfung hätten vermieden werden können, in keinem Verhältnis stehen zu einer nur theoretisch möglichen - und dann auch nur kurzzeitigen - Verschlechterung einer Neurodermitis. Das Deutsche Grüne Kreuz rät: "Falls sich Ihr Kind gerade in einem schweren Schub befindet, sollte die Impfung verschoben werden. Nur bei Kindern, die auch nach Wochen oder gar Monaten kein verbessertes Hautbild zeigen, sollte man trotzdem im Schub impfen, um einen wirksamen Schutz gegen bedrohliche Erkrankungen zu erreichen."
Gerade Kinder mit Neurodermitis sind bei offenen Hautstellen besonders durch Infektionen mit Hepatitis B gefährdet, wie eine italienische Studie von Guardignino und anderen zeigen konnte. Ähnliches gilt auch für eine Tetanusinfektion. Bei schwerer verlaufender Neurodermitis empfiehlt die STIKO eine zusätzliche Impfung gegen Windpocken (Varizellen). Windpocken können bei Kindern und bei Erwachsenen mit Neurodermitis extrem schwer und komplikationsreich verlaufen. Kinder mit einem erhöhten Risiko, also auch Kinder mit Neurodermitis, sollten zwischen dem vollendeten zweiten Lebensmonat und dem 23. Lebensmonat gegen Pneumokokken, einem in diesem Alter häufigen Erreger von schwer verlaufenden Lungen-, Mittelohr- und Hirnhautentzündungen, geimpft werden. Eine Behandlung mit Kortison, äußerlich oder innerlich in niedrigen Dosen angewandt, stellt kein Hindernis für die empfohlenen Impfungen dar. Eine Allergie gegen Hühnereiweiß spricht ebenfalls nicht gegen die allgemein von der STIKO empfohlenen Impfungen (Ausnahme: Gelbfieber- und Grippeimpfung).
Sprechen Sie mit der Kinderärztin Ihres Sohnes und stellen Sie gemeinsam einen Impfplan für Ihren Sohn auf. Wenn Sie als Mutter etwas Scheu vor der 6-fach-Impfung haben, kann ich das gut verstehen. Das hatte ich bei meinem Sohn auch. Wir haben zuerst Diphtherie-Tetanus-Keuchhusten geimpft und anschließend nach und nach die anderen empfohlenen Impfungen durchführen lassen.
Dr. Philippa Golling
Kinder, die an einer Neurodermitis leiden, können wie gesunde Kinder geimpft werden. Der Impfkalender wird entsprechend der Empfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO) herausgegeben. Die STIKO empfiehlt bei Kindern mit schwerer Neurodermitis neben den üblichen Impfungen die Windpockenimpfung, da sich diese Viren auf vorgeschädigter Haut leichter ansiedeln und sich viel schneller ausbreiten.
Die Impftermine sollten mit dem Impfarzt (meist der Kinder- oder Hausarzt) genau besprochen werden. Es ist jedoch nicht ratsam, eine Impfung in einem Neurodermitisschub oder während einer Hyposensibilisierungsbehandlung zu verabreichen. In den meisten Fällen beeinflusst eine Impfung den Zustand einer Neurodermitis nicht.
Zur Optimierung der Behandlung empfehle ich während eines Schubes die Anwendung von antientzündlichen Cremes und zwischen den Schüben eine rückfettende Behandlung mit Pflegesalben und Ölbädern.
Dr. Martina Moderer
Wenn bei Ihrem Kind eine Neurodermitis (atopisches Ekzem) vorliegt, sollte eine intensive Behandlung während des Schubes mit antientzündlichen Cremes erfolgen. Eine Unverträglichkeit auf Kuhmilch gibt es bei Kleinkindern häufiger und kann sich nach einiger Zeit der Karenz (Verzicht auf Kuhmilch) wieder geben. Ich empfehle jedoch die Diagnostik der Allergien durch einen Hautarzt und Allergologen, um eventuell weitere relevante Allergene zu identifizieren. Diese Diagnostik kann auch schon im Kleinkindesalter erfolgen.
Grundsätzlich ist es nicht ratsam, ein Kind im Neurodermitisschub zu impfen. Es gibt in der medizinischen Literatur jedoch keine Untersuchungen, die zeigten, dass sich eine Neurodermitis nach einer Impfung verschlechtert hat. Als man früher noch gegen Pocken geimpft hat, wurden Verschlechterungen jedoch häufiger gesehen.
Dr. Martina Moderer
Aufgrund Ihrer Schilderungen über die Beschwerden kann ich natürlich aus der Ferne keine Diagnose stellen. Falls eine Neurodermitis (atopisches Ekzem) vorläge, wäre es möglich, dass die üblichen, aber durchaus sinnvollen Schutzimpfungen die Hautveränderungen vorübergehend verschlechtern können. Auch psychischer Stress kann eine Neurodermitis verschlechtern. Dass die Hauterkrankung durch Stress allein ausgelöst wurde, ist unwahrscheinlich. Um sich ein deutlicheres Bild über die Hauterkrankung zu machen, empfehle ich einen Besuch beim Hautarzt und Allergologen, der bei Kindern schon verschiedene Allergietestungen durchführen kann, falls diese erforderlich wären.
Dr. Martina Moderer