Die Lebensqualität von Neurodermitispatienten wird massgeblich durch den Juckreiz eingeschränkt. Juckreizlinderung erfährt der Patient durch eine adäquate Behandlung seines Ekzemes mittels Cremes und Salben, die entsprechende Wirkstoffe enthalten (z.B. Harnstoff und Polidocanol) und mit einer regelmäßigen Hautpflege. Diese Hautpflege sollte auch im schubfreien Intervall regelmäßig (d.h. täglich) weitergeführt werden. Dabei empfehle ich gerne harnstoffhaltige Salben, die eine gute rückfettende Wirkung haben und nachweislich dem Juckreiz entgegenwirken. Die Meidung von Allergenen, die ein Hautarzt und Allergologe mittels Testungen identifiziert, ist eine weitere Möglichkeit den Juckreiz indirekt zu lindern.
Speziell nachts empfehle ich das Tragen von Baumwollhandschuhen, um beim unbewussten nächtlichen Aufkratzen entstehenden Verletzungen zu vermeiden. In der Literatur existieren widersprüchliche Angaben, ob "Antiallergietabletten" (orale Antihistaminika) den Juckreiz bei der Erkrankung bessern. Es ist auf alle Fälle einen Versuch wert, zur Nacht ein etwas sedierendes ("müde machendes") Antihistaminikum einzunehmen.
Dr. M. Moderer
Bei der Kostenübernahme durch gesetzliche Krankenkassen gilt das Gebot, dass das Angebot zu nehmen ist, das am nächsten gelegen ist. Im Normalfall werden stationäre Heilmaßnahmen, die mittels Sonne und Salzwasser wirken sollen, also an Nord- oder Ostsee stattfinden. Viele Patienten profitieren auch von Hochgebirgslagen, recht unproblematisch ist daher auch eine solche Maßnahme in der Alexanderhausklinik in Davos (Schweiz) zu erreichen. Dies ist eine deutsche Klinik mit entsprechenden Verträgen mit vielen deutschen Kostenträgern. Im EU-Gebiet gilt, dass Leistungen, die in Deutschland genehmigungspflichtig sind, auch genehmigungspflichtig sind, wenn sie dort durchgeführt werden sollen. Im Umkehrschluss schließt dies aber zumindest eine Genehmigung nicht aus. Bei Ländern außerhalb der EU gilt das dortige Recht. Dies bedeutet, wenn es in dem betreffenden Land z.B. keine Kuren für die einheimische Bevölkerung gibt, dann können auch keine Kuren für Deutsche dort genehmigt werden. Dieser Fall liegt nach meinen Informationen z.B. für Kroatien, nicht aber für Slowenien, Tschechien und Ungarn vor. Man wird also um eine Einzelfallprüfung durch den Kostenträger nicht herumkommen.
Dr. Uwe Schwichtenberg
Die äußerliche Behandlung mit Pyoktaninlösung ist eine der Möglichkeiten, die bakterielle Besiedlung der Haut einzudämmen. Neurodermitiker neigen "von Hause aus" dazu, bestimmte Bakterien wie Staphylokokken auf der Haut zu tragen. Eine andere Möglichkeit der Behandlung sind farblose antiseptische Zusätze in den Pflegesalben wie Triclosan oder Lavasept.
Dr. Martina Moderer
Auf dem Sektor Spezialkleidung für Neurodermitiker tut sich einiges. Zum einen wird Baumwollkleidung angeboten, bei der auch die Etiketten mit Baumwollfäden eingenäht sind und nicht mit diesen kratzigen Kunstfasern wie sonst so häufig. Unter dem Handelsnamen DermaSilk bietet die Firma Dr.Beckmann Bekleidung aus Naturseide an, die ein optimales "Hautklima" schaffen soll. Die Silberbekleidung, die Sie ansprechen, setzt auf den antiseptischen Effekt der Silberionen. Bakterien sind über ihre Oberflächenstruktur in der Lage eine Immunreaktion auszulösen, die die Neurodermitis verschlechtert. Daher vermutete man, dass Bekleidung, die den Bakterien schlechtere Lebensbedingungen verschafft, einen positiven Effekt auf den Hautzustand haben müsste. Die bisher durchgeführten Untersuchungen, für die vor allem Prof. Ring von der TU München verantwortlich zeichnet, sind ermutigend. Der Handelsname dieser Textilien ist "Padycare" der Firma Tex-A-med GmbH, Ellrodtstr. 5, 95482 Gefrees www.texamed.de. Der Bezug ist über Sanitätshäuser möglich. Sie finden jedoch auch mindestens einen Händler im Internet. Es ist sinnvoll, dem Kostenträger einen Kostenvoranschlag vorzulegen, wenn auch aktuell die Bereitschaft zur Kostenübernahme nach meinen Erfahrungen sehr zurückhaltend ist.
Dr. Uwe Schwichtenberg
Die medizinische Bädertherapie (Balneotherapie) kann u.a. zur Behandlung der Schuppenflechte und des atopischen Ekzems durchgeführt werden. Meistens geschieht dies jedoch in Verbindung mit einer UV-Lichttherapie. In der Literatur fanden sich Hinweise, dass Salzbäder auch positive Effekte auf das atopische Ekzem haben können. Die Mechanismen versteht man heute aber noch nicht genau. Die Literatur spricht von immunmodulatorischen Effekten. Das heisst, dass sie das Immunsystem so beeinflussen, dass eine erhöhte Immunantwort unterdrückt werden kann. Bei subakutem Verlauf der Neurodermitis ist ein Salzbad möglich. Es sollte auf jeden Fall darauf geachtet werden, dass die Haut nach dem Baden sehr gut eingecremt wird (z.B. mit harnstoffhaltigen Cremes und Salben). Einem Patienten, der offene und vielleicht infizierte Ekzeme hat, wird ein Salzbad aber eher Schmerzen und Brennen bereiten. Ich empfehle in der Regel rückfettende Ölbäder.
Dr. Martina Moderer
Eine passende Gesichtscreme und eine gut verträgliche Körpermilch (oder vielleicht besser: Körpercreme) als Neurodermitiker zu finden, ist manchmal nicht so einfach. Dann ist es auch so, dass es jahreszeiten- bzw. klimaabhängige Unterschiede der Bedürfnisse der Haut gibt. Hat man also z.B. eine gute Serie für den Sommer gefunden, kann es sein, dass die Produkte für den Winter nicht fettig genug sind...
Auch haben wir die Erfahrung gemacht, dass ein Produkt gut sein kann z.B. für ein Jahr oder anderthalb Jahre und dann doch gewisse Unverträglichkeiten auftauchen und die Creme gewechselt werden muß. Wie dem auch sei: Lassen Sie sich in einer guten Apotheke in Ruhe beraten und fragen Sie nach Mustern zum Ausprobieren z.B. von Eucerin, Hermal, Bepanthen, Roche Posay.
Eine wichtige Alternative sind Naturkosmetika (erhältlich auch in Naturkostläden). Die Firma Lavera Naturkosmetik z.B. hat eine Pflegeserie "NEUTRAL", die für Menschen mit extremer Hautempfindlichkeit konzipiert wurde. Derjenige, der sie entwickelt hat, ist selbst Allergiker und Neurodermitiker. Die Firma bietet zur Zeit sogar einen Rücknahme-Service an, falls Ihre Haut ein Lavera Produkt nicht verträgt. Informationen gibt es auch im Internet.
Dr. Philippa Golling
Zahlreiche Studien gibt es über die Wirkung des Nachtkerzenöls bei Neurodermitis. Bis zu 70% der Patienten sprachen auf die Behandlung an: die Hautstruktur besserte sich, der Juckreiz ging zurück, und es wurden weniger neue Schübe verzeichnet. Dabei sind die Erfolgsaussichten um so größer, je jünger die Patienten sind. Deshalb profitieren besonders Kinder von dieser Behandlung. Aber: Wenn das Nachtkerzenöl Ihrer Tochter schon einmal geholfen hat, dann würde ich das wieder versuchen, auch wenn sie schon 16 Jahre alt ist. Acht Kapseln sind nicht viel, zur Therapie der Neurodermitis muss Nachtkerzenöl in hohen Dosen eingenommen werden.
Golling
Der wirksame Anteil im Nachtkerzensamenöl, wie auch beim Borretschöl ist die y-Linolensäure. Zahlreiche z.T. widersprüchliche Studien gibt es über die Wirkung der y-Linolensäure bei Neurodermitis. Bis zu 70% der Patienten sprachen auf die Behandlung an: die Hautstruktur besserte sich, der Juckreiz ging zurück, und es wurden weniger neue Schübe verzeichnet. Dabei waren die Erfolgsaussichten in den Studien, die einen Effekt des Nachtkerzensamenöls sahen, um so größer, je jünger die Patienten waren. Deshalb profitierten besonders Kinder von dieser Behandlung. Epogam ist ab dem Alter von 12 Monaten zugelassen. Für Kinder können die Weichkapseln aufgeschnitten und ausgedrückt werden und das Öl dann direkt geschluckt oder z.B. in die Nahrung gegeben werden. Eine jüngere Studie, die von Takwale et al. 2003 im British Medical Journal veröffentlicht wurde, konnte trotz sehr hoher Dosis bei 140 ausgewerteten Patienten keinen Effekt beweisen. Vom Centre of Evidence-Based Dermatology, Queens Medical Centre Nottingham/UK wurde daraufhin gefolgert, dass auch die letzte Annahme, y-Linolensäure wirke zumindest in hoher Dosierung, widerlegt sei. Ein klinischer Nutzen sei praktisch auszuschließen. Die "medicines control agency" hatte schon 2002 die Produktlizenz für y-Linolensäure-supplements für die Neurodermitis zurückgezogen.
Dr. Uwe Schwichtenberg
Kaltlicht kann im Prinzip jedes Licht sein, aus dem man den langwelligen Wärmeanteil beispielsweise mit optischen Filtern entfernt hat. Der Nutzen hängt von dem Licht ab, das dann wirklich zum Einsatz kommt, und davon hängt auch die Bezahlung durch die Kassen ab.
PD. Dr. Andreas Wollenberg
Das UV-Licht wirkt allgemein entzündungshemmend, was eine Neurodermitis verbessert und von Hautärzten auch in einigen Fällen zur Behandlung eingesetzt wird. Andererseits sind spektralabhängig die möglichen Nebenwirkungen wie Sonnenbrand, Hautalterung oder häufigeres Auftreten von Hautkrebs zu beachten. Gehen Sie einmal zu Ihrem Hautarzt und fragen Sie, ob er Ihnen persönlich (Ihr Hauttyp?) und jetzt (Ihr Hautzustand) eine UV-Lichtbehandlung empfiehlt!
Ihr PD Dr. A. Wollenberg