So wie Sie ihre aktuellen Probleme schildern, scheint die Frage Zucker ja oder nein bei den Ursachen Ihrer Erkrankung nicht im Vordergrund zu stehen. Auf Kristallzucker kann man nicht allergisch reagieren. Wenn man aber zuviel davon isst, kann das die Darmflora ungünstig beeinflussen und für die Zähne ist es sowieso schlecht. Generell gilt erst eine gescheite Abklärung bei einem Hautarzt Ihres Vertrauens in Ihrer Nähe, dann über eine Diät nachdenken. Ungezielte Diäten empfehlen wir generell nicht.
PD Dr. Andreas Wollenberg
Die momentan wahrscheinlich beste Erklärung dafür ist, daß mit dem Abend und insbesondere wenn wir vor dem Einschlafen im Bett liegen, die optische, akustische und sensorische Reizüberflutung zurückgeht, mit der wir alle unsere Augen, unsere Ohren und unsere Körperwahrnehmung beschäftigen. Die dann verbleibenden Reize wie das Ticken einer Armbanduhr oder der Juckreiz nicht nur einer Neurodermitis sondern auch vieler anderer juckender Hauterkrankungen kann dann einfach besser wahrgenommen werden. Patienten, die von einer Milben-bedingten Krätze befallen sind, leiden ebenfalls vor dem Schlafengehen am meisten unter dem Juckreiz.
PD Dr. Andreas Wollenberg
Sie sind verunsichert, dass die Neurodermitis erst mit 33 Jahren ausgebrochen sei. In der Tat sind bei 80% der Neurodermitiker die Symptome vor dem 5. Lebensjahr vorhanden. Andererseits bedeutet dies natürlich, dass bei jedem 5. Patienten die Symptome später auftreten, manchmal sogar erst im "Rentenalter". Die Neurodermitis ist eine schubweise verlaufende Erkrankung. In vielen Fällen finden wir so genannte "Triggerfaktoren", die für den Ausbruch bzw. für neue Schübe der Erkrankung eine Ursache oder Teilursache darstellen. Häufig jedoch sind es wohl mehrere unterschiedliche Einflussfaktoren, die bei der Ausprägung der Erkrankung eine Rolle spielen, so dass man leider nicht einfach eine "Ursache" finden und ausschalten kann, um diese Erkrankung zu heilen. Häufig findet man auch gar keinen Auslöser, sondern muss akzeptieren, dass die Neurodermitis aus einer Eigendynamik heraus mal besser und mal schlimmer ist.
Dr. Uwe Schwichtenberg
Die Schwere und Häufigkeit der Neurodermitisschübe gibt Aufschluss über die Aktivität der Erkrankung. Zusätzlich wäre es interessant, an welchen Allergien Sie leiden, oder auf welche Stoffe (Pollen, Kontaktstoffe) sie reagieren. Außerdem wäre es noch wichtig zu erfahren, wie alt Sie sind, um den Testosteronmangel besser einordnen zu können.
Nach intensiver Literaturrecherche zum Thema männliche Hormone und Neurodermitis kann ich feststellen: verschiedene japanische Arbeitsgruppen haben im Mausmodell eine Unterdrückung von Entzündungsmediatoren durch DHEA festgestellt, und dies als neue Behandlungsoption der Neurodermitis für die Zukunft in Aussicht gestellt. Auch sind die Testosteronwerte bei Männern mit Atopischem Ekzem (Neurodermitis) eher höher als bei hautgesunden Männern. Dies bedeutet, dass man in der Forschung eher daran denkt, dass ausgeglichene Hormonspiegel die Neurodermitis beruhigen.
Es wäre in erster Linie wichtig, dass Sie einen Hautarzt und Allergologen aufsuchen, um eventuell neu aufgetretene Allergien zu identifizieren.
Dr. Martina Moderer
Da bei Ihnen ein allergisches Asthma diagnostiziert wurde, leiden Sie bereits an einer Erkrankung des atopischen Formenkreises, der neben dem allergischen Asthma, den allergischen Schnupfen und die Neurodermitis umfasst. Dies bedeutet, dass ihr Risiko, an Neurodermitis zu erkranken, erhöht ist. Leider ist die Diagnose einer Hautkrankheit ohne persönliche Untersuchung fast unmöglich. Die von Ihnen angesprochenen Körperstellen sind bei der Neurodermitis häufig betroffen. Die Neurodermitis ist jedoch eine Form eines Ekzems, d.h. die Hautveränderungen bestehen typischerweise aus juckenden, trockenen, geröteten Hautarealen. Sollte bei Ihnen auch bei gründlicher Untersuchung keine Hautveränderung festzustellen sein, so ist eine Neurodermitis eher unwahrscheinlich.
Dr. Uwe Schwichtenberg
Wenn ein Neurodermitisschub auftritt, muss behandelt werden. Wenn der Schub abklingt, und die Haut sich regeneriert, muss gepflegt werden. Das heißt für einen Patienten, dass er sich täglich um seine Haut kümmern muss. Wenn die Haut bei einem Neurodermitispatienten geschmeidig und intakt ist, können die Herpesviren sich nicht ausbreiten. Das ist das Grundprinzip, um sich vor einer Herpesinfektion zu schützen. Wenn sich diese Infektionen häufen, sollte überlegt werden, ob Ihr Cousin eine Zeit lang eine medikamentöse Prophylaxe braucht. Und falls eine Allergiediagnostik noch nicht erfolgt ist, empfehle ich die Abklärung zur Identifizierung möglicher die Neurodermitis verschlechternder Allergene. Ein Hautarzt und Allergologe könnte ihm da weiterhelfen.
Dr. Martina Moderer
Die Hefe Candida albicans ist ein natürlich vorkommender Keim in unserer Darmflora. Überwucherungen des Darmes mit dieser Hefe kann zum Beispiel nach systemischer Antibiotikatherapie auftreten. Die medizinische Literatur äußert sich darüber, ob Candida albicans eine Neurodermitis verschlechtern oder auslösen kann, sehr verhalten. Es ist richtig, dass eine lokale Besiedlung der Haut die Neurodermitis verschlechtern kann. Auch bei einer Überwucherung von Candida im Darm unter oben genannten Voraussetzungen ist es durchaus denkbar, dass eine Verschlechterung der Neurodermitis eintritt. Dass eine Neurodermitis jedoch allein durch die Hefe ausgelöst werden kann, ist unwahrscheinlich.
Genauso verhält es sich mit Neurodermitis und Psyche. Psychische Faktoren wie Stress verschlechtern das atopische Ekzem unter Umständen, lösen es aber nicht aus!
Dr. Martina Moderer
Die Neurodermitis oder das Atopische Ekzem ist eine chronische, schubweise verlaufende Erkrankung, die sich in verschiedenen Situationen und auch in verschiedenen Lebensabschnitten verschlechtern kann. Leider geht aus Ihrem Bericht nicht hervor, wie alt Sie sind, ich kann Ihnen jedoch sagen, dass die Schwere des Atopischen Ekzems häufig mit dem Alter abnimmt. Im akuten Schub ist es ratsam, eine antientzündliche Therapie, z.B. mit kortisonhaltigen Cremes durchzuführen. Auch die neuen topischen Immunmodulatoren (Pimecrolimus und Tacrolimus) sind eine Möglichkeit, die Neurodermitis im akuten Schub zu behandeln. Wenn die Hautveränderungen und der Juckreiz abklingen, empfehle ich die antientzündlichen Cremes langsam zu reduzieren und die Hautpflege zu intensivieren. Dies bedeutet, dass im schubfreien Intervall eine tägliche rückfettende Pflege erforderlich ist. Dazu verwendet man z.B. harnstoffhaltige Salben oder Hautpflegecremes, die auch rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind. So versucht man den "Ausbruch" des nächsten Schubes zu verzögern. Weiterhin ist es wichtig, dass eine ausführliche Allergiediagnostik beim Hautarzt und Allergologen zur Identifizierung möglicher Allergene (z.B. Hausstaubmilben) folgt.
Mir ist nicht bekannt, dass Neurodermitisherde speziell in Narben auftreten. Die Psoriasis (Schuppenflechte) wäre z.B. eine Hauterkrankung, die in Narben auftreten kann. Bezüglich der Akne rate ich, je nach Schwere der Hautveränderungen z.B. zu einer lokalen (z.B. Erythromycin) oder systemischen (z.B. Tetracycline) Antibiotikatherapie. Bestimmte Aknetherapeutika reizen und trocknen die Haut aus, so dass sich das Atopische Ekzem unter Umständen verschlimmert.
Dr. Martina Moderer
In einem Teppichboden können sich sehr hohe Mengen Aeroallergene (= Allergieauslöser die durch die Luft fliegen) verstecken, die dann eine Neurodermitis verschlechtern können. Es gibt die Möglichkeit, einige der wichtigsten Allergene wie das Hausstaubmilben-Allergen oder das Katzenhaar-Allergen im Hausstaub zu messen. Wer das in New Jersey anbietet und ob es auch für Hundeallergen funktioniert, müssen Sie vor Ort selbst herausfinden. Es wäre allerdings wichtig, mit einem Allergietest herauszufinden, ob Sie selbst gegen diese Allergene auch wirklich allergisch sind.
Zur Frage mit einer Besserung in der Menopause kann ich nur ganz vorsichtig antworten, dass eine Besserung möglich ist. Generell wird die Neurodermitis mit höherem Lebensalter besser.
Kuren in allergenarmer Umgebung wie dem Hochgebirge in Davos oder dem Reizklima der Nordsee sind prinzipiell sinnvoll, hier sollte eine auf Neurodermitis spezialisierte Einrichtung bevorzugt werden.
PD Dr. Andreas Wollenberg
Es ist unwahrscheinlich, dass Sie direkt deshalb Ekzeme (bzw. Neurodermitis) bekommen haben, weil Ihnen - ohne Hund - Reizstoffe "fehlen". Die möglichen Zusammenhänge können unterschiedlicher Art sein: der Tod und der Verlust eines Freundes (sei es Mensch oder z.B. Hund) kann einen Menschen so "stressen", dass der Blutdruck in die Höhe schnellt und monatelang erhöht bleibt. Oder es kann auch dazu führen, dass sich eine bekannte Neurodermitis verschlimmert bzw. überhaupt erst deutlich in Erscheinung tritt ("Die Haut als Spiegel der Seele"). Manchmal sind die Zusammenhänge nicht auf Anhieb erkennbar: es könnte sein, dass jemand nach dem Tod seines Hundes so einsam ist, dass er anfängt, Reitstunden zu nehmen auf einem Pferdehof oder viel mit den Katzen der Nachbarn spielt. Angenommen, diese Person verträgt aber Pferde- oder Katzenhaare nicht, bekommt sie allergische Ekzeme wie bei einer Neurodermitis...
Konkret: Haben Sie Ihre Freizeitgestaltung oder irgendetwas Anderes nach dem Tode Ihres Hundes umgestellt? Sich mit etwas Neuem beschäftigt? Vielleicht ist es nicht nur die Trauer um Ihren Hund, die Ihre Haut strapaziert. Hilfreich auf der Suche nach möglichen Ekzemauslösern sind Allergietests an der Haut, die Sie beim Hautarzt ambulant durchführen lassen können.
Dr. Philippa Golling